Der Dualismus in der Welt
Kategorien finden sich in unserem Alltag zuhauf. Objekte (auch Menschen), zu denen wir einen Bezug haben, kategorisieren wir. In gut oder böse, dunkel oder hell, freundlich oder unfreundlich, nützlich oder unnütz. Gegenteilige Adjektive helfen uns dabei, einzuordnen: Und das muss gar nicht gleich schlecht sein; es ist durchaus menschlich, das zu tun. Wir kategorisieren jedoch häufig mit einem strikten Bewertungssystem: So ist gut besser als böse, freundlich besser als unfreundlich, nützlich besser als unnütz. An diesem Punkt stellt sich die Frage, inwieweit dies gut und gesund ist: Muss immer in besser und schlechter unterschieden werden oder können wir unserem Bewertungsapparat vielleicht ein wenig Neutralität zuführen?
Allgemeingültigkeit
Um dieser Frage allgemein nahezukommen, ist es nicht zielführend, die angeführten Beispiele einzeln zu besprechen. Diese Überlegung führte uns zu endlosen Diskussionen über die Bedeutungen von “gut”, “böse”, “freundlich”, “unfreundlich”, “nützlich”, “unnütz” und allen anderen – unzähligen – Kategorien. Stattdessen wollen wir den Sachverhalt etwas allgemeiner betrachten, genauer gesagt: Es geht nicht mehr um “gut” und sein Gegenteil “böse”, es geht nun um das beliebige “X” und sein Gegenteil “X*”.
Der Begriff vom Gegenteil
Wie verhalten sich X und X* zueinander? Sie sind Gegenteile. Bedeutet dieser Sachverhalt, dass automatisch X* vorherrscht, wenn X nicht da ist?
Um diese Frage zu veranschaulichen, zwei Beispiele: Ist eine Person, die ganz sicher nicht freundlich ist, direkt – wenigstens ein kleines Bisschen – unfreundlich? Ist ein Objekt, welches nicht nützlich ist, direkt – wenigstens ein kleines Bisschen – unnütz? Ja. Wenn von den beiden entgegengesetzten Polen X und X* einer nicht vorhanden ist, so muss das andere definitionsbedingt – wenigstens ein kleines Bisschen – vorherrschen. Ansonsten herrschte das Nichts, was zwar theoretisch möglich, praktisch im Sinne des immer arbeitenden (unbewussten) Bewertungsapparates des Menschen aber nicht wahrscheinlich ist.
Also (bezogen auf ein Objekt): Entweder X oder X*. Ein Einwand an dieser Stelle lautet (völlig zu Recht!): “Dann gibt es ja aber doch immer Kategorien im Sinne von Gut und Schlecht!”
Jein.