Was bedeutet Familie heute?
Wortwörtlich aus dem lateinischen Begriff bedeutet „familia“ ursprünglich “Sklave“. Das hat mit der seit dem Jahre 528 n. Chr. – als die Familie erstmals im römischen Recht definiert wurde -vorhandenen Bedeutung nicht mehr viel zu tun. Vater, Mutter, Kind, Eltern der Eltern, Cousins, Cousinen, Tanten und Onkel schaffen höchstens im eigenen Haushalt einen Sklavenbetrieb, an dem auch angeheiratete – also nicht blutsverwandte Mitglieder der eigenen Familie – wie Schwägerinnen oder Schwager teilhaben können.
Neben diesen „gesetzlichen“ Verwandtschaften gibt es im Deutschen jedoch noch das schöne Sprichwort „Freunde sind die Familie, die man sich aussucht“. Kann man sich Familie aussuchen? Nach traditioneller, biologischer und christlicher Interpretation des Begriffes „Familie“ geht das nicht.
Suchen wir uns daher ein Beispiel, dessen neuzeitliches Wesen ein Umdenken erfordert. So stoßen wir spätestens beim Hinzuziehen der moralischen und von Gesellschaft und Kirche hart ausgefochtenen Frage “Darf ein homosexuelles (Ehe-)Paar Kinder haben?” an die Grenzen einer der beiden oben genannten Grundsätze. Wir folgen dem klassischen “Vater, Mutter, Kind”-Prinzip, wenn wir dieses Recht verweigern. Nach sorgfältigem Studium des 1. Paragrafen unseres Grundgesetzes stellt sich das – völlig zu recht – als sehr schwierig dar. Und so führt uns die Genehmigung eines solchen Rechtes dazu, dass wir als Gesellschaft mit dem traditionellen Verständnis des Begriffes brechen und in letzter Konsequenz wohl in der Lage sein sollten, eine neue Definition von “Familie” liefern zu können. (Teil 2)