“Humor ist, wenn man trotzdem lacht”, schrieb Otto Julius Bierbaum zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Man lacht – und äußert damit seine eigene Heiterkeit – trotz eines gewissen Umstandes, der auf den ersten Blick gar nicht zum Lachen einlädt. So redet man von Humor, wenn wir Schicksalsschlägen mit Ironie oder Galgenhumor begegnen oder wenn wir davon hören, wie Kabarettisten den Ungerechtigkeiten dieser Welt mit Sarkasmus und Spott begegnen. Sicher steht hinter jeder humoristischen Anekdote auch jemand, der/die sich von dieser persönlich angegriffen fühlen könnte.
Es scheinen sich im Zuge dieser Problematik schnell zwei grundsätzlich verschiedene Positionen zu entwickeln: Entweder darf Humor – ohne Rücksicht auf persönliche Angriffe – alles oder eben nicht. Schließt man sich der kompletten Liberalisierung des Humors an, so gibt es nicht viel zu diskutieren; wenn wir seine Befugnisse jedoch einschränken wollen, so müssen wir diese Grenzen definieren. Wie weit darf Humor also unter der Maßgabe seines Zweckes gehen?
Humor ist so lange Humor, wie “man trotzdem lacht”. Im Endeffekt definiert also die Zuhörerschaft den Humor, da dieser ohne das Lachen nicht existierte.
Angemessen scheint das Beispiel des Attentats im Jahr 2015 auf die Redaktion von “Charlie Hebdo”. Gewaltbereite Fanatiker trafen hier auf Satiriker. Beide Parteien konnten offensichtlich nicht über das Gleiche lachen und hatten eine dementsprechend unterschiedliche Auffassung von Humor. Lediglich auf der Basis dieser Tatsache sollte niemals physische Gewalt angewendet werden; dennoch darf man die vorausgegangene Menge an Witzen über den Islam in westlichen (satirischen) Medien durchaus als psychische Gewalt definieren, was den Anschlag nicht legitimiert, aber vielleicht verständlicher erscheinen lässt. Wochen und Monate lang war es zuvor in Kreisen von “Charlie Hebdo” und Co. schick gewesen, sich über den Islam lustig zu machen. Der Zweck des Humors, “trotzdem zu lachen” wurde hier eindeutig verfehlt; stattdessen schien der Humor zum Selbstzweck geworden zu sein.
Ab diesem Punkt greift Humor an. Und sobald Humor angreift, kann er gefährlich leicht als Angriff gewertet werden.
Wir halten fest: Humor darf vielfältig sein, sollte sich jedoch unter keinen Umständen ein Thema zu Eigen machen. Denn kein Thema ist dem Humor eigen; der Humor ist allen Themen, die er zu bedienen vermag, verpflichtet.