Vor Kurzem las ich in dem Buch „Die Kunst des Liebens“ von Erich Fromm folgende Passage:
Es liegt auf der Hand, dass man, um für sich selbst ein Gespür zu bekommen, eine Vorstellung davon haben muss, was unter dem vollkommen gesunden Funktionieren eines Menschen zu verstehen ist. {…} Diese Frage ist gewiss nicht einfach zu beantworten {…}.
<p style=“color: #000;“ class=“big“>A nstatt mir den Kopf darüber zu zerbrechen, wie man den „normalen“ Menschen normen könnte, habe ich folgende Überlegung angestellt:
Ist es nicht viel zielführender für mich und die Gestaltung meines sozialen Umfeldes, sich mal all der Dinge bewusst zu werden, die MEINER MEINUNG NACH einen „gesunden“ oder „normalen“ oder „echten“ Menschen ausmachen? Erstens kann ich für mich selbst realisieren, was ich an bestimmten Einstellung oder Werten schätze (oder auch nicht schätze) und zweitens kann ich dies auch auf mein Umfeld anwenden.
Eine solche Liste mit den Eigenschaften „normaler“ Menschen sähe bei jedem Menschen selbstverständlich individuell aus. Jeder hat eigene Werte, setzt eigene Schwerpunkte etc. Aber sind nicht die Dinge, die uns mit anderen Menschen verbinden, eben jene, in denen wir die gleiche Ansicht wie Andere haben oder auch mal eine komplett andere Ansicht?
In letzter Konsequenz wäre der Inhalt einer solchen Liste das K.O.-Kriterium für oder gegen eine unglaublich gute Freundschaft/Beziehung/whatever mit einem anderen Menschen.
Beim Schreiben einer solchen Liste fällt jedoch eine Sache sehr schnell auf: Die meisten Menschen unterscheiden sich in ihren Grundwerten gar nicht voneinander. Wer würde denn nicht gerne respektvoll behandelt werden. Wem ist Ehrlichkeit nicht wichtig? Offenheit? Toleranz? Das Menschenbild? Die politische Ansicht?
Wo liegt also der Unterschied, der dafür verantwortlich ist, dass ich mit einer Person eine beste Freundschaft habe, mit der anderen bloß eine ferne Bekanntschaft (mal abgesehen von Hobbys und Interessen, das ist eine andere Ebene…)?
Er liegt – wie ich glaube – in der DEFINITION der obigen Begriffe. Wie weit geht denn Ehrlichkeit? Was heißt Respekt? Welche Bedeutung schreibe ich einer Freundschaft, einer Beziehung zu? Das sind die Dinge, die für die Unterschiede von Individuum zu Individuum sorgen.
Also: Was ist DIR an Deinen Mitmenschen wichtig? Welche ihrer Einstellungen schätzt Du, welche nicht und warum? Welche Werte sind Dir besonders wichtig, von welcher Ausprägung eines Wertes bist du überzeugt und warum?