Die heutige Gesellschaft braucht keinen Mann, der wie in den letzten Jahrtausenden auf die Jagd geht oder das eigene Territorium gegenüber Tieren oder Artgenossen verteidigt. Mit anderen Worten ist dieser spezielle Alpha-Typ des Mannes schlichtweg nicht mehr benötigt, sondern vielmehr unerwünscht, da er nicht so gut in die Gesellschaft zu passen scheint wie die Frau. Zahlreiche aktuelle Beispiele des Mannes als starkes Geschlecht (#metoo, Genderpaygap und Co.) stellen folglich die Frage nach der neuen Identität des Mannes. Ohne seine biologischen Grundvoraussetzungen oder gar sich selbst zu leugnen, ist es vielleicht an der Zeit, sich vom klassischen Rollenbild des Mannes zu verabschieden und den Qualitäten, die der Mann in unsere Gesellschaft mitbringen kann, mehr Raum zu geben. Statt sich der kulturell vorgeschriebenen Erwartungshaltung zu verschreiben (Muskeln, Bier und Konkurrenz-Denken) , kann man(n) sich doch auch auf seine wahren Stärken fokussieren.
Denn wenn wir uns im Kern den Unterschied im Gehirn von Mann und Frau angucken, dann heißt das gar nicht zwangsläufig, dass Männer dazu verdammt wären, die in Teil 1 & Teil 2 dieses Essays beschriebenen Rollen in unserer Gesellschaft einzunehmen. Testosteron allein macht weder kriminell, noch skrupellos. Testosteron macht ehrgeizig, sorgt aber allein noch lange nicht für eine Art von Werteverfall, wie Männer ihn in kriminellen Handlungen, egoistischen Entscheidungen auf Aufsichtsrat-Ebenen und Co. erkennen lassen.
Die Aufgabe des heutigen Mannes ist es, sich von jeglichen dieser alten starren Rollenbilder, die er im Laufe der Evolution selbst erschaffen und derer er sich vielfach bedient hat und bedient, zu lösen.
Folglich wäre ein angebrachter Aphorismus der folgende:
Frau müsste Mann sein. Oder Mann müsste Frau sein.
Denn so wie die Evolution den Mann in früheren Zeiten der Frau als Schutz vor Feinden zur Seite stellte, und der Frau die für die Erziehung der Nachkommen nötige Empathie mitgab, so haben die unterschiedlichen Pole “männlich” und “weiblich” heute genauso ihre Daseinsberechtigung. Nur die Zeiten – und damit die Aufgaben – haben sich verändert. Und so ist es unlängst an der Zeit, als Menschen – und nicht als Frauen und Männer – an einem Strang zu ziehen und nicht die Vor- und Nachteile der Geschlechter gegeneinander aufzuwiegen. Es geht darum, geschlechterspezifische Stärken, die wir heute in unserer Gesellschaft brauchen, zu erkenne und ihnen Raum zu geben. Und genau das ist für den Mann nunmal weder eine Million Euro auf dem Konto, noch Muskelmasse, und schon gar nicht das Erheben über das vermeintlich “schwächere” Geschlecht.